Menschen mit Kryptopyrrolurie berichten über zwei Phänomene. Sie klagen über Bauchbeschwerden und Unterzuckerung. Ursache ist eine Unverträglichkeit von Fruchtzucker. Wie ist dies zu erklären?
Fruchtzucker oder Fruktose – früher auch als Laevulose bezeichnet – gehört als Einfachzucker (Monosaccharid) zu den Kohlehydraten. Fruchtzucker kommt in den meisten Früchten und Gemüsen natürlich vor und ist einer der zwei Bestandteile des „Doppelzuckers“ (Disaccharid), der auch Haushaltszucker oder einfach „Zucker“ genannt wird. Der andere Bestandteil des Haushaltszuckers ist Traubenzucker. Reiner Fruchtzucker wurde früher Diabetikern als Ersatz für Haushaltszucker empfohlen und kann in Drogerien oder Supermärkten gekauft werden.
Symptome
Viele Patienten berichten über diffuse krampfartige Bauchschmerzen, Blähungen und breiigen Stuhl. Andere berichten über Schwindel, Zittern, Übelkeit, Schwitzen, schnellen Puls, Hungergefühl, auch kurz nach dem Essen, Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Depression, Müdigkeit, aber auch Aggression.
Was ist die Ursache?
Es liegt an der Fruchtzuckermalabsorption, der verminderten Aufnahme im Dünndarm, oft auch irreführend als Fruchtzuckerintoleranz genannt.
Die Fruktosemalabsorption beruht auf einer Störung des Transportsystems für Fruktose im Dünndarm. Der Transporter GLUT-5 sorgt normalerweise dafür, dass über die Nahrung aufgenommene Fruktose durch die Schleimhaut aufgenommen wird. Erworben oder angeboren ist die Kapazität dieses Transporters vermindert. Fruktose wird als im Dünndarm nicht aufgenommen und führt zu einer Wasseransammlung im Dünndarm. Der Dickdarm kann später diese Flüssigkeit nicht mehr aufnehmen.
Durch bakteriellen Abbau der Fruktose im Dickdarm, denn dort kann Fruktose nicht mehr vom Körper aufgenommen werden, entstehen Gase, die einen Blähbauch und Blähungen hervorrufen. Es sind vor allem Wasserstoff und Methan. Oft wird eine Fruktose-Malabsorption wie andere Kohlehydrat-Malabsorptionen (z. B. Laktose-Malabsorption) als Reizdarm bezeichnet.
Die Diagnose einer Fruktosemalabsorption erfolgt durch einen H2-Atemtest. Dabei wird nach dem Trinken von fruktose-haltigem Tee der Wasserstoff in der Ausatemluft gemessen. Wenn viel Methan und wenig Wasserstoff gebildet wird, wobei die Zusammensetzung der Bakterienflora im Darm eine Rolle spielt, dann kann der Test auch falsch negativ ausfallen.
Die Ernährung sollte bei positivem Test fruktosearm oder auch in schweren Fällen fruktosefrei sein. Es hat sich als hilfreich erwiesen, dass diese Patienten ein Ernährungsprotokoll führen. Nur so kann die individuelle Toleranzschwelle festgestellt werden.
Im Speiseplan sollte darauf geachtet werden, dass der tägliche Speiseplan einen höheren Anteil an Glucose (Traubenzucker) im Vergleich zu Fruktose enthält. Gleichzeitig wird die zusätzliche Einnahme von Vitaminen empfohlen. Es sind Folsäure und Zink. Auch die Schilddrüse beeinflusst den GLUT-5-Transporter. Eine Schilddrüsenunterfunktion sollte vermieden werden. Sorbit in Äpfeln behindert den GLT-5-Transporter.
Es ist bisher nicht klar, ob auch hier der Zinkmangel, die verminderte Schilddrüsenfunktion oder auch ein Folsäuremangel, der immer wieder bei Patienten mit Fruktoseintoleranz gefunden wird, für diese Beschwerden als Ursache in Frage kommt. Blähbauch, Bauchschmerzen und breiige Stühle sind die Folge. Eine gleichzeitige Glutenüberempfindlichkeit oder eine Laktoseintoleranz können die Beschwerden noch weiter verstärken.
Wie sieht die Ernährung aus?
Die einzig mögliche Therapie ist die Vermeidung von Fruktose in der Nahrung. Ganz wichtig ist, dass normaler Haushaltszucker zur Hälfte aus Fruktose besteht und daher ebenfalls vermieden werden muss. „Versteckter“ Zucker ist in vielen Lebensmitteln, besonders in industriell hergestellten, enthalten.
Zu beachten ist:
- Alle Süßigkeiten wie Milchschokolade, Pralinen, Bonbons und Eiscreme sind reich an Fruktose und sollten nicht gegessen werden.
- Süßigkeiten, die mit Honig hergestellt wurden, sollten ebenfalls vermieden werden.
- Fast alle Frucht- und Obstsorten und ihre Säfte, Limonaden und Marmeladen enthalten viel Fruktose. Trockenobst aller Art ist eine „Fruktosebombe“ und besteht teilweise aus 50% Fruktose (z. B. Rosinen). Nussnougatcremes sind ebenfalls sehr fruktosereich.
- Gemüse ist meist fruktosearm. Es kann aber trotzdem bei starker Empfindlichkeit zu Problemen kommen. Dressings und Tomatenketchup sind ebenfalls reich an Fruktose.
- Vollkornbrot sollte ebenfalls nicht gegessen werden.
Welche Menge an Fruktose kann ich in der Diätphase zu mir nehmen?
Als Richtwert kann man von etwa 1-2g Fruktose am Tag, das entspricht etwa 40mg/kg Körpergewicht, ausgehen. Saccharose wird zur Hälfte angerechnet. Meist dauert es mehrere Monate, bis wieder mehr Fruktose vertragen wird. Lebensmittel mit einem Fruktose-Gehalt von weniger als 1g/100g werden meist gut vertragen.
Süßes oder Kuchen dürfen nur gegessen werden, wenn sie aus Traubenzucker hergestellt sind. Da Traubenzucker weniger süß schmeckt als Fruchtzucker, muss zum Backen mehr davon genommen werden.
Je nach individueller Verträglichkeit muss jeder vorsichtig austesten, ob bzw. wie viel der Körper beschwerdefrei toleriert. Entscheidend ist immer die Menge an zugeführter Fruktose und ob gleichzeitig noch Sorbit (E420) (Verschlechterung) oder Traubenzucker (meist Verbesserung) mit aufgenommen wird. Deshalb sollten Diabetikerprodukte ganz vermieden werden. Diabetiker dürfen natürlich keinen Traubenzucker essen, da es sonst zu einer Blutzuckerentgleisung kommt.
Vertragen werden:
Acesulfam (E950)
Aspartam (E951)
Cyclamat (E952)
Saccharin (E954)
Unverträglich sind:
Isomalt (E953)
Xylit (E967)
Maltit (E965)
Mannit (E421)
Sorbit (E420)
Inulin
Diese Liste ist nicht vollständig. Am Anfang der Diät sollten auch Hülsenfrüchte, vor allem Bohnen und Linsen vermieden werden. Auch die Fettmenge sollte begrenzt sein.
Zusätzlich zur Diät spielt Bewegung eine sehr wichtige Rolle. Durch regelmäßiges Ausdauertraining wird die Darmmotorik angeregt, sodass Gase und auch der Darminhalt schneller weitertransportiert werden. So kann ein Teil der Gase besser über die Atmung ausgeschieden werden. Außerdem bessert sich das Allgemeinbefinden. Lustlosigkeit, Antriebslosigkeit und Müdigkeit gehen zurück.
Menschen mit Fruktosemalabsorption haben oft erhöhte Leberwerte. Meist ist nur die GPT erhöht. Wir bestimmen gleichzeitig die Hepatitis-Serologie und autoimmune Lebererkrankungen. Unter der Diät normalisieren sich die Leberwerte wieder.
Tryptophan ist erniedrigt bei Fruktosemalabsorption. Es besteht eine Resorptionsstörung. Deshalb findet man auch erniedrigte Serotoninspiegel. Dies erklärt die gedrückte Stimmungslage.