KPU oder HPU?

Was soll ich bestimmen? KPU oder HPU?

1. Das sagt KEAC, das „Klinisch Ecologisch Allergie Centrum“ in den Niederlanden :

„Bei einem KPU-Test werden die Gesamt-Pyrrole mittels eines Verfahrens nach Sohler gemessen. Hierbei wird der Urin mit Ehrlich’s Reagenz behandelt und die Farbveränderung anschließend spektrophotometrisch bestimmt. Dieser Test ist billiger als ein HPU-Test®, weil die Bestimmung des Gesamt-Pyrrols einfacher ist als die Bestimmung von HPL.“ (Anmerkung: Das ist „Hydroxy-Hämopyrrol-Pyridoxal-5-Phosphat-Zink-Chelat“, das beim HPU-Test® gemessen wird.)

Und weiter:

„Pyrrole und andere Verbindungen, die mit Ehrlich’s Reagenz reagieren, können leicht aus Porphyrinen entstehen. Porphyrine sind unter anderem Zwischenprodukte der Hämsynthese und auch bei gesunden Personen im Urin vorhanden. Bei Einnahme von bestimmten Medikamenten, Nahrungs- und Genussmitteln nimmt die Menge an Porphyrinen im Körper zu. „Hydroxy-Hämopyrrol-Pyridoxal-5-Phosphat-Zink-Chelat“ (HPL), das beim HPU-Tests® bestimmt wird, ist eine ganz spezifische Verbindung, die, soweit heutzutage bekannt ist, nur durch eine Störung in der Hämsynthese oder durch Oxidation von Archidonsäure durch Gewebeaddukte entstehen kann.“

Und weiter:

„Kryptopyrrol wird im Urin chromatographisch als Total-Kryptopyrrolen gemessen. Zu diesen Pyrrolen gehören als wichtigste Komponenten 2,4-Dimethyl-3-Ethylpyrrol und sein –Lactam. Diese Verbindungen werden auch als Kryptopyrrole bezeichnet.
Die Gruppe der Gesamt-Kryptopyrrole besteht demzufolge aus Kryptopyrrol (2,4-Dimethyl-3-Ethylpyrol und -lactam) und den Hämopyrrolen.“

2. Das sagt Medivere Diagnostics:

„Unter der Hämopyrrolurie (abgekürzt HPU; frühere Bezeichnung: Kryptopyrrolurie, abgekürzt KPU) versteht man eine genetisch bedingte enzymatische Störung im Hämoglobin-Stoffwechsel. Etwa 10 % der Bevölkerung sind davon betroffen. Pyrrole sind Bestandteile des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) und bestimmter Bluteiweiße. Bei gesunden Menschen werden diese Bestandteile über den Stuhl ausgeschieden. Liegt aber eine Kryptopyrrolurie vor, ist die Hämoglobin-Bildung im Körper gestört und es kommt zu einem verstärkten Anfall der Pyrrole im Organismus, welche dann nicht nur über den Stuhl, sondern auch über den Urin ausgeschieden werden – und dort nachgewiesen werden können.“

Und weiter:

„Die gestörte Hämoglobin-Bildung führt zu einem erhöhten Verbrauch von Vitamin B6 und Zink im Körper und damit zu einem chronischen Mangel an diesen beiden Stoffen. Da Vitamin B6 und Zink jedoch an vielen verschiedenen Stellen des Körpers gebraucht werden, äußert sich dieses Defizit in den unterschiedlichsten Symptomen. Obwohl es bereits in den 60er Jahren in den USA erste Forschungen gab, geriet die Kryptopyrrolurie lange in Vergessenheit. Auch heute hört man kaum etwas darüber, obwohl jeder Zehnte davon betroffen ist. Nur wenige Ärzte kennen diese Stoffwechselstörung und ihre Therapiemöglichkeiten.“

3. Das sagt Juvalis®, Apotheke aktuell:

„Im europäischen Raum existiert neben der Kryptopyrrolurie (KPU) eine weitere Bezeichnung für die biochemisch-enzymatische Stoffwechselstörung des Häm-Stoffwechsels. In den Niederlanden lautet der Name Hämopyrrolaktamurie (HPU). Es sind zwei sehr ähnliche Stoffwechselstörungen, die Unterschiede zwischen KPU und HPU basieren einerseits auf unterschiedlichen Messmethoden, die sich nur geringfügig unterscheiden und andererseits auf verschiedene chemische Verbindungen, die betrachtet werden: Der chemische Name des bei Kryptopyrrolurie über den Harn ausgeschiedenen Stoffes Kryptopyrrol lautet  2,4-Dimethyl-3-Ethylpyrrol. Beim HPU-Test wird hingegeben auf 5-Hydroxy-Hämopyrrol-laktam-Zink-Chelat-Komplex (Komplex aus Pyrrol und der aktiven Vitamin B6 Form) getestet. Beide chemischen Verbindungen können im Urin nachgewiesen werden. In deutschen Laboren und in der Schweiz wird in erster Linie Kryptopyrrol gemessen.“

4. Das sagen Dr. Tina Maria Ritter und Dr. Liutgard Baumeister-Jesch, die Autorinnen von „Stoffwechselstörung HPU“, erschienen im VAK-Verlag, Kirchzarten:

„Während ein positiver HPU-Test eine tatsächlich vorliegende Stoffwechselstörung explizit anzeigt, detektiert der KPU-Test unter Umständen Menschen mit aktueller Giftexposition. Die beim KPU-Test nachgewiesenen Pyrrolverbindungen (Test auf Totalpyrrole) entstehen auch nach Einnahme bestimmter Medikamente oder toxischer Belastungen und werden mithilfe von sogenanntem Ehrlich-Reagenz, einem uralten Testverfahren, nachgewiesen. Kresole, Thiazole, Imidazole und Pyrazole, die im Dickdarm durch Dysbiosen (Störungen der Darmflora) gebildet werden können, verfälschen den KPU-Test, da dieser Test immer alle gebildeten Pyrrole anzeigt. Der eigentliche Hämopyrrollaktam-Komplex ist nur ein Teil davon. Sensitiver und genauer ist deshalb der HPU-Test®, der nur den eigentlichen HPL-Komplex misst, zum Nachweis der Stoffwechsel- und Entgiftungsstörung! Was bedeutet das für die Praxis? – Die beiden Testverfahren unterscheiden sich in ihrer Aussagekraft erheblich:

  • KPU-Test und HPU-Test überschneiden einander.
  • KPU-negativ bedeutet nicht unbedingt HPU-negativ!
  • HPU-negativ ist eindeutig negativ.
  • KPU-positiv kann auch HPU-positiv sein, muss es aber nicht.
  • Nur HPU-positiv ist eindeutig. „Eindeutig“ meint hier: Der Patient leidet an einer Stoffwechsel.“

5. Das sagt Ganzimmun Diagnostics:

„Pyrrole zählen zu den Indolverbindungen, deren bekanntester Vertreter die Hämgruppe im Hämoglobin ist. Pyrrole werden normalerweise über die Gallenfarbstoffe mit dem Stuhl ausgeschieden. Bei der sog. Hämopyrrolurie wird überschüssiges Pyrrol über die Niere ausgeschieden und gelangt in den Urin. Da es dabei zu einer Komplexbildung mit Zink und Vitamin B6 kommt, kann es in Abhängigkeit der Pyrrolkonzentration zu einem Verlust der genannten Mikronährstoffe kommen. Somit würde eine Pyrrolausscheidung im Urin nicht nur eine Störung des Häm-Stoffwechsels anzeigen, sondern auch im Sinne eines funktionellen Tests Hinweise auf Vitamin B6- und Zinkdefizite geben. Verschiedene Autoren korrelieren aus diesem Grund die Hämopyrrolurie per se mit einer Zink- und Vitamin B6-Mangelsymptomatik, die sich in Form von AD(H)S, gestörtes Kurzzeitgedächtnis. Lernschwierigkeiten, Legasthenie und mangelnder Stresstoleranz zeigen kann. Es wird von positiven Therapieerfahrungen durch die Substitution von Zink, Vitamin B6 und Mangan berichtet.“

Und weiter:

„Anfang der 1960er Jahre wurde von Irvine gezeigt, dass bei Patienten mit neuropsychiatrischen Erkrankungen wie Psychosen, Depressionen oder Schizophrenie im urin eine Substanz nachweisbar ist, die bei Zugabe von Ehrlich-Reagenz zu einem charakteristischen bläulich-lila Farbumschlag der Probe führt. Aufgrund der malvenfarbigen, hellvioletten Färbung wurde die ausgeschiedene Substanz zuerst als Mauve-Factor bezeichnet. Irvine ging zunächst davon aus, dass es sich dabei um Kryptopyrrol handelt, kam 1978 aber dann zu dem entschluss, dass es sich um eine strukturell ähnliche Substanz handelt und vermutete Hydroxy-Hämopyrrolenon als Auslöser des Mauve-Factors. Untersuchungen im Labor Ganzimmun bestätigen ebenfalls, dass aufgrund der ausgeprägten Instabilität die Substanz Kryptopyrrol im menschlichen Urin nicht nachweisbar ist.“

Und jetzt? Was soll ich nun machen?

Machen Sie den KPU-Test! Wenn der positiv ist, dann ist eine Therapie mit Zink, Mangan und Vitamin B6 notwendig. Der HPU-Test® mag noch negativ sein, aber wir beginnen bereits mit der Therapie.

 

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Autor: lebenmitkpu

Ich bin Arzt, Autor und jetzt auch Blogger. KPU beschäftigt mich seit über 10 Jahren. Immer wieder kommen neue erstaunliche Dinge hinzu. Fast alle Bereiche der Medizin sind betroffen. Ich wünsche mir, dass KPU in der Bevölkerung bekannter wird. Viele Menschen würden davon profitieren und hätten dadurch mehr Lebensqualität.

2 Kommentare zu „KPU oder HPU?“

  1. Bei mir wurde eine KPU festgestellt. Der Hämopyrrolwert ist 9,47mg/g (leicht erhöht), Kreatinin im Normbereich 0,81 g/l, Mangan ist mit 5,1 ug/l und Molybdän mit 0,44ug/l im unteren Bereich, Kalium ist um -13% erniedigt, Eisen – 0,4%, B6 mit 52,3ug/l im Normbereich. Der DAO Wert ist 9,6U/ml, Chrom 1,0ug/l unterer Bereich alle anderen Werte im Normbereich. Kann bei mir zusätzlich zur KPU eine HPU vorliegen?

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    1. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist auch HPU positiv. Ein zusätzlicher Test ist aber nicht unbedingt erforderlich. Die Therapie unterscheidet sich wenig. Am einfachsten ist ein Kombipräparat, das Zink, Vitamin B6 und Mangan enthält. Der Einstieg ist einfacher, wenn man zunächst das nichtaktivierte Pyridoxinhydrochlorid anstelle von aktiviertem Pyridoxalphosphat verwendet.
      Beste Grüße
      Joachim Strienz

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